Politiktalk “Ausbildung inklusiv weiterentwickeln!” des BAGBBW

Wie können Berufsbildungswerke (BBW) bei der digitalen Transformation unterstützt werden? Warum wird das Budget für Ausbildung nicht ausgeweitet? Und warum können BBW nicht flächendeckend Pflegefachkräfte dual ausbilden? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt des Politiktalks der BAG BBW am 18. Mai bei uns im Change Hub in Berlin, bei dem führende Parteivertreter anwesend waren.

Für die Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke (BAG BBW) haben wir ein virtuelles Event zur inklusiven Weiterentwicklung der Ausbildung ausgerichtet. Während einige der hochkarätigen Speaker live im Change Hub vor Ort waren, wurden weitere Teilnehmende digital hinzugeschaltet. Das Event wurde unter strengen Hygiene- und Abstandsregeln in unseren Räumlichkeiten durchgeführt.

ARD-Hauptstadtkorrespondentin Kerstin Palzer moderierte die Veranstaltung gemeinsam mit Tobias Schmidt, dem Vorstandsvorsitzenden der BAG BBW. Schmidt betonte in seiner Begrüßung die bedeutende Rolle der Berufsbildungswerke: Aktuell bereiten 51 BBW in Deutschland rund 15.000 junge Menschen mit Behinderungen auf das Berufsleben vor. Besonders hob er den Praxisbezug der Ausbildung hervor: „20 % der Ausbildung finden verzahnt mit Betrieben statt“, erklärte Schmidt. Er unterstrich zudem, wie BBW während der Corona-Pandemie Jugendlichen Halt und Struktur boten und schnell auf digitale Ausbildungsformate umstellten.

Schmidt appellierte an die Politik, die Ausbildung in BBW an die Anforderungen von Arbeit 4.0 anzupassen und Rahmenbedingungen zu schaffen, um mehr jungen Menschen mit Behinderungen berufliche Chancen zu bieten. „Das Angebot der BBW darf auch in Zeiten knapper Haushalte nicht infrage gestellt werden.“

Im Wahljahr 2021 formulierte die BAG BBW ihre Forderungen in fünf Wahlprüfsteinen, die bei politischen Entscheidungsträgern, Institutionen und in der Öffentlichkeit diskutiert werden sollen. „Deshalb sind wir auch heute hier. Wir wollen mit Politikern ins Gespräch kommen und unsere Themen platzieren“, so Schmidt.

In einem Videogrußwort lobte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil die Arbeit der BBW: „Berufsbildungswerke haben einen wichtigen Anteil daran, dass wir im vergangenen Jahr eine Krise auf dem Ausbildungsmarkt verhindern konnten.“

Diskussionsrunden zu zentralen Themen der BBW

Nach dem Grußwort von Hubertus Heil starteten die Diskussionen zu den fünf Kernforderungen der BAG BBW, moderiert von Kerstin Palzer. In jeder Runde diskutierte ein Vorstandsmitglied der BAG BBW mit einem Fachpolitiker:

1. Mehr berufliche Teilhabe ermöglichen: Michael Breitsameter und Wilfried Oellers (CDU/CSU) sprachen über die Notwendigkeit, dass BBW ihre dualen Ausbildungsangebote und unterstützenden Dienstleistungen flächendeckend ausbauen können. Oellers betonte die Bedeutung der Arbeit der BBW und die Notwendigkeit, die Systeme durchlässiger zu gestalten.
2. Digitale Transformation in BBW fördern: Samuel Breisacher und Dr. Jens Brandenburg (FDP) diskutierten die Förderung der digitalen Transformation in BBW. Breisacher kritisierte das Fehlen eines Digitalpakts für die berufliche Bildung, während Brandenburg die Wichtigkeit der Digitalisierung in allen Bildungseinrichtungen betonte.
3. Pflegenotstand bekämpfen – mit BBW: Judith Freund und Dr. Birke Bull-Bischoff (Die Linke) erörterten die Herausforderungen der dualen Ausbildung in der Pflege. Bull-Bischoff unterstützte die Forderung nach flächendeckender Qualifizierung von Pflegefachkräften in BBW.
4. BBW als Rückgrat der beruflichen Rehabilitation: Walter Krug und Yasmin Fahimi (SPD) diskutierten, wie die Qualität der Ausbildung in BBW weiter gesichert werden kann. Fahimi betonte, dass BBW als Ausbilder für junge Menschen mit Behinderungen Planungssicherheit benötigen.
5. Budget für Ausbildung inklusiv weiterentwickeln: Tobias Schmidt forderte in einem Appell die Bundesregierung auf, ein „Budget für Bildung“ zu schaffen, um die Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Beeinträchtigungen zu erhöhen.

Im Laufe der Diskussionen wurden viele gemeinsame Positionen sichtbar. Einig war man sich vor allem darin, dass BBW ein wichtiger Baustein im inklusiven Ausbildungssystem und eine tragende Säule der beruflichen Rehabilitation sind.