Nachhaltige Quartiersentwicklung und soziale Innovationen im urbanen Raum

Die Stadt ist der Lebensraum der Zukunft. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass bis 2030 rund 60 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben werden. Innerhalb der Städte lassen sich besonders die Quartiere als Keimzellen von sozialen Innovationen ausmachen, aber auch als Bereiche, in denen sie besonders notwendig und gewinnbringend sein können.

Ein Quartier ist ein Ort, in dem die relevanten Akteurinnen und Akteure nach gemeinsamen Werten in einem für sich begrenzten Raum sozialraumorientiert handeln und leben.

In Anbetracht der Wichtigkeit dieser Räume des Zusammenlebens hat das Digital Urban Center for Aging & Health (DUCAH), an dessen Netzwerk aus Organisationen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft auch der Change Hub und die Evangelische Bank beteiligt sind, den Fundamente-Workshop zur „Gesunden und nachhaltigen Quartiersentwicklung,“ ins Leben gerufen.

In diesem Beitrag möchten wir gerne einige Gedanken und Erkenntnisse aus der Veranstaltung teilen und auf ein Studienprojekt unseres Praktikanten Paul Ullrich zum Thema „Das energieautarke Dorf“ hinweisen, welches die Bedeutung des ländlichen Raumes als prototypisch für die städtische Entwicklung zeigt.

Das Innovationspotenzial von Quartieren

Quartiere übernehmen bei der zukünftigen Stadtentwicklung die Rolle von Mikrokosmen, in denen soziale Innovationen real implementiert werden können und in denen das Gemeinwohl im Mittelpunkt steht. In den Städten bündeln sich soziale, wirtschaftliche und ökologische Herausforderungen, die wir im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen angehen müssen. Die nachhaltige, zielgruppen- und  bedürfnisorientierte Quartiersentwicklung sowie eine aktive Zusammenarbeit mit Betroffenen spielen hierbei eine entscheidende Rolle.

Was bedeutet Quartiersentwicklung?

Die Quartiersentwicklung ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Planung und Gestaltung von Stadtvierteln, der die soziale, wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit in den Fokus rückt. Sie zielt darauf ab, lebenswerte, sichere und inklusive Gemeinschaften zu schaffen. Im Zentrum steht die Idee, dass Quartiere Orte sind, an denen Menschen leben, arbeiten, spielen und sich engagieren. Daher müssen Quartiere so gestaltet werden, dass sie die Bedürfnisse ihrer Bewohner erfüllen und gleichzeitig ökologische Nachhaltigkeit sicherstellen.

Anforderungen an nachhaltige Stadt- und Quartiersentwicklung

Es gibt mehrere zentrale Forderungen an die Stadt- und Quartiersentwicklung. Eine davon ist die Forderung nach geschlechtergerechter Stadtentwicklung, die sicherstellt, dass Städte für alle Geschlechter sicher und inklusiv sind. Ebenso sollte die Stadtentwicklung nachhaltig sein und ökologische Anliegen berücksichtigen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die stärkere Repräsentation von älteren Menschen und Kindern in den Planungsprozessen. Ihre Bedürfnisse und Anliegen sollten angemessen berücksichtigt werden, um eine inklusive und lebenswerte Umgebung zu schaffen.

Welche Ansätze der nachhaltigen Quartiersentwicklung gibt es bereits?

Die Stadt- und Quartiersentwicklung steht vor vielfältigen Herausforderungen, für die bereits einige Lösungsansätze existieren:

  • Mobilität und Klimaneutralität: Für die Entwicklung einer nachhaltigen, klimaneutralen Mobilität ist es entscheidend, die Sektorenkopplung zu berücksichtigen, da z.B. Neubauten oft neuen Verkehr erzeugen. Hierbei gewinnt das Radfahren als die nachgewiesen gesündeste Form der urbanen Mobilität an Bedeutung.
  •  Lösungsansätze für urbane Probleme: Innovationen wie die Beteiligung der Zivilgesellschaft („Tactical Urbanism“), die Schaffung landwirtschaftlicher Städte und die Stärkung des lokalen, kleinen Handels sind wichtige Schritte, um urbane Herausforderungen zu bewältigen.
  • Digitalisierung der Städte: Die Digitalisierung der Stadtverwaltung verändert die Art und Weise, wie Städte funktionieren, indem sie Effizienz und Nachhaltigkeit fördert. Mit dem Smart City Dialog hat das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen eine Plattform zum Austausch über Chancen und Risiken von digitalisierten Städten geschaffen und appelliert damit an die transformative Kraft der Städte für das Gemeinwohl.
  • Nachverdichtung: Bei der Nachverdichtung gibt es ein Dilemma, da vertikale Nachverdichtung horizontale Ausdehnung und mehr Verkehr bedeuten kann. Ein Lösungsansatz könnte die Entwicklung von „Städten in einem Haus“ oder Superblocks sein, um den geschaffenen Raum effizienter zu nutzen.
Die Bedeutung des ländlichen Raumes

 Der ländliche Raum, insbesondere Kommunen und Gemeinden, können als Darstellung realer Utopien fungieren, in denen neue Technologien und Projekte in kleinem Maßstab ausprobiert werden können, wobei aber auch deren soziale Auswirkungen erkennbar werden. Beispielsweise kann einem fortschreitenden demografischen Wandel ausgelöst durch Landflucht der jüngeren Bevölkerung durch eine gesteigerte Lebensqualität sowie Attraktivität durch Wirtschaftswachstum entgegengewirkt werden.

Unser Praktikant Paul Ullrich erarbeitete im Rahmen seines Studiums Management sozialer Innovationen an der Hochschule München ein Umsetzungskonzept für ein ‚Energieautarkes Dorf‘, welches auch als Prototyp für ein nachhaltiges Quartier gesehen werden kann.

Die Lebenswelten der Zukunft werden zum Großteil in städtischen Räumen verortet sein und die Entwicklung und Steuerung von urbanen, sozialen Innovationen zukünftig eine noch wichtigere Rolle einnehmen. Wir als Change Hub möchten Akteur:innen bei der innovativen Zukunftsgestaltung unterstützen und durch co-creation eine lebenswerte und nachhaltige Entwicklung von Sozialräumen gestalten.

Wer mehr zum Thema Nachhaltigkeitstransformation erfahren möchte, ist herzlich zu  unserem kostenlosen Webinar Nachhaltige Transformation umfassen verstehen eingeladen.